
Zur Eröffnung angereist: Elf der ausstellenden 13 Töpferinnen und Töpfer
Drei Mal blauer Bock
Die diesjährige Innungsausstellung drehte sich um das Thema „Typisch hessisch“. Wen wundert es da, dass sich gleich drei Arbeiten mit dem Blauen Bock beschäftigen. „Er ist ein bisschen in die Jahre gekommen“, so Keramikerin Stina Tummel über ihren großen Ziegenbock mit hervorstehenden Rippen.
Einer kleinen Ziegenbockskulptur von Ule Ewelt sieht man an, dass er in typischer Körperhaltung auf einer hohen Felsklippe steht.
"Blauer Bock" von Stina Tummel
Und Jürgen Riebe verbindet den blauen Bock gleich mit einem anderen berühmten Hessen: Er malt ihn auf einen Bembel. Auch hierzu gibt es mehrere eingereichte Arbeiten: Ursula Dohrmann ließ Kinder von der Kinderakademie Fulda eigens von ihr gedrehte Bembel bunt bemalen, sozusagen als Fortentwicklung alter Kultur.
Birgit Großman-Kraus beschäftigte sich mit derselben Idee: Auch ihre Bembel sind im Gegensatz zu den traditionellen, die immer blau/weiß sind, farbig gestaltet. Claudia Nitsch stellt ein Service mit Bembel und einigen Gerippten aus. Die Struktur diente früher dem besseren Griff, da die Menschen ohne Messer und Gabel, dafür jedoch mit fettigen Fingern aßen.
Christiane Riemann drehte ein Bembel-Service – mit Tablett und einigen Gerippten - aus Porzellan. Ihr Krug ist zudem noch mit dem hessischen Löwen geritzt. Dieses Zusammenspiel von Tradition mit dem feinen Rohstoff ist so gut ausgeführt, dass es ihr den in diesem Jahr zum dritten Mal ausgelobten Flörsheimer Keramikpreis einbringt.

Christiane Riemann: Bembelservice

Christiane Riemann: Preisträgerin 2012
Den hessischen Löwen als große Figur gab es von Gudrun Vogel, den sie speziell für Flörsheim mit Ohrstöpseln versieht, eine Anspielung auf den Fluglärm.
Traditionelle Dreihäuser Keramik zeigt Emily Guillaume, feines Marburger Geschirr für die Grie Soß die Marburger Töpferei Manfred Schneider.
Mit dem hessischen Gebabbel setzten sich Laura Sebestyen mit ihrem Mundart-Memory und Ulrike Hemberger mit großen Stelen auseinander. Therese Jaensch-Pulm verarbeitete ein hessisches Gedicht zum Thema Marmelade einkochen auf den dazu gehörenden Ladwersch-Dippen.
Zurück in die Jungsteinzeit reist Martin Burberg mit seinen Repliken von Gefäßen aus der Rössener Zeit vor ca. 7000 Jahren, als der Mensch sesshaft wurde und die Keramik erfand.
Interessant ist, dass die meisten der ausgestellten Arbeiten mit Essen und Trinken zu tun haben. Bei der Eröffnung gab es für die ca. 50 Besucher und 11 angereisten Töpfer denn auch lecker Wein und Brezeln. Und vor allem hessisches Gebabbel: Der Laudator Gerd Grein aus Otzberg gab in unnachahmlicher Weise eine längeren Geschichte über „Ebbes“ und zwei modern nacherzählte hessische Märchen zum Besten.
Am Marktwochenende interessierten sich immerhin ca. 1500 Personen dafür, was für die hessischen Töpfer typisch hessisch ist.