
Martin Burberg
Das diesjährige Thema der Inungsausstellung lautete: „Aus der Mitte“, also ein relativ abstrakt gehaltenes Thema. Allerdings ist die Auseinandersetzung mit der Mitte für die Keramiker, die täglich an der Töpferscheibe arbeiten, sehr nahe liegend und vertraut, und so war die Beteiligung an der diesjährigen Ausstellung auch besonders groß. 16 Innungsmitglieder hatten sich mit dem Thema befasst und es von allen Seiten beleuchtet.
Unwucht und Asymmetrie wurden von Dorothea Füll und Christiane Riemann verdeutlicht, die Mitte des gedrehten Gefäßes bewusst verschoben. Christiane Riemann präsentierte ihre während der Fertigung aus der Mitte verschobenen Gefäße auf einer drehbaren Scheibe. Hier wurde die beim Drehen entstehende Unwucht besonders anschaulich deutlich.
Schwungvoll verwirklichte Birgit Großmann-Kraus kleine, gezielt eingebaute Asymmetrien in Ihrem Werk „Fliehkraft“. Neun ineinander gestapelte Schalen mit immer kleiner werdendem Durchmesser sah man förmlich in einer Spirale in den Himmel wachsen. Die meisten Aussteller näherten sich dem Thema allerdings im übertragenen Sinne: Die Wandarbeit von Gudrun Vogel zur Zen-Meditation wurde eher in abstrakter Weise behandelt, die Meditierende im Lotussitz von Stina Tummel figürlich.

"Die Meditierende im Lotussitz"
von Stina Tummel

"Fliehkraft" von Birgit Großmann-Kraus
Gleich zweimal wurde die Mitte mit dem Labyrinth assoziiert. Martin Burberg hatte sich mit vorgeschichtlichen Labyrinthdarstellungen und deren kulturhistorischer Bedeutung befasst, Ule Ewelt eine Minotaurusskulptur abgeliefert. Ein großformatiges Doppelwandgefäß von Terese Jaensch-Pulm entführte den Betrachter nach Japan.
Jürgen Riebe und Ulla Bremer stellten Zimmerbrunnen aus, bei denen das Wasser aus der Mitte heraus sprudelte. Barbara Reiter präsentierte unter dem Titel „Immer mit den vollen Händen“ sechs ineinander passende und mit Texten verzierte Schalen. Aus der Natur inspiriert zeigten sich die Porzellanblüte von Laura Sebestién und die an Schneckenhäuser oder Ammoniten erinnernden Spiralformen von Claudia Nitsch.
Eine mit Spiralformen bemalte Etagère von Mara Ziegel und Martin Lietsch und zwei abstrakte Wandarbeiten von Petra Prüssing mit auseinanderfallenden kugel- und würfelförmigen Strukturen rundeten das weite Spektrum an guten Ideen und qualitätsvollen Arbeiten ab, die die diesjährige Ausstellung zeigte.
Als besonders originell in Idee und Umsetzung befand die Jury in diesem Jahr die Arbeit „Different“ von Ulrike Hemberger und Werner Laetsch. Auf einem alten Holzbalken waren blaue, in Rakutechnik gefertigte Vögel zu einer Gruppe aufgestellt. Ein gelber Vogel stand abseits, nicht zur Gruppe gehörend - eben different. Diese emotional bewegende Arbeit wurde mit dem Flörsheimer Keramikpreis ausgezeichnet, der in diesem Jahr bereits zum vierten Mal ausgelobt und mit 500 € dotiert wurde. Wir gratulieren herzlich!

Ulrike Hemberger und Werner Laetsch: Different

Ulrike Hemberger und Werner Laetsch: Preisträger 2013